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KR 10-2 Was ist wirklich - Welt als Schöfpung

4. Die Frage nach dem „Bösen“ in der Schöpfung

Wir haben uns nun das Wunderwerk Kosmos und Planet Erde bestaunt und zwei der bekanntesten Theorien (Urknall und Evolution) zur Kenntnis genommen. Dann haben wir einen Blick in die Schöpfungsmythen verschiedener Kulturen/Religionen geworfen.

Alle Mythen nennen einen Gott (oder mehrere), der die Erde und das Leben darauf erschaffen hätten. Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Warum ist das Leben auf der Erde nicht so wunderbar, wie wir es uns vielleicht wünschen? Warum müssen wir arbeiten, werden wir krank, leiden und sterben? Warum die Kriege und Naturkatastrophen? Hat Gott das miterschaffen?

Aufgabe 1: Schreibe die Überschrift "Die Frage nach dem "Bösen" in der Schöfpung in dein Heft.
Aufgabe 2: Lege folgende Tabelle mit den zwei Aussagen "Wir leben im Paradies" und "Wir leben definitiv nicht im Paradies" in deinem Heft an und finde Argumente.
„Wir leben im Paradies!“„Wir leben nicht im Paradies“

1. vom Guten zum Bösen – Bibelstellen

a) paradiesische Schöpfung – Genesis 1

Die erste Schöpfungsgeschichte kennst du schon, schau noch mal hier:

Die Hauptaussagen könnten sein:

  • Gott hat die Erde und das Leben geschaffen, weil er es wollte und das Leben liebt. („Er sah, dass es gut war.“)
  • Die Erde ist unglaublich komplex, die Welt und das Leben sind Ausdruck einer göttlichen Ordnung. Gott hat die Welt und das Leben geordnet.
  • Die Menschen sind ein besonderer Teil der Schöpfung – sie sind ein „Ebenbild“ Gottes und tragen eine große Verantwortung für die Schöpfung.
  • Mann und Frau gehören gleichberecht zusammen – nur zusammen sind sie Gottes Ebenbild.

b) der Fall aus dem Paradies

Direkt nach den Schöfpungsberichten, es gibt zwei davon, folgt diese Geschichte, die eine Idee liefert, warum das Leben der Menschen nicht so paradiesisch ist, wie es sein könnte:

1 Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte. Sie sagte zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? [1] 2 Die Frau entgegnete der Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen; 3 nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben. 4 Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. 5 Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse. 6 Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen, dass der Baum eine Augenweide war und begehrenswert war, um klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß. 7 Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz. 8 Als sie an den Schritten hörten, dass sich Gott, der HERR, beim Tagwind im Garten erging, versteckten sich der Mensch und seine Frau vor Gott, dem HERRN, inmitten der Bäume des Gartens. 9 Aber Gott, der HERR, rief nach dem Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du? 10 Er antwortete: Ich habe deine Schritte gehört im Garten; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich. 11 Darauf fragte er: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, davon nicht zu essen? 12 Der Mensch antwortete: Die Frau, die du mir beigesellt hast, sie hat mir von dem Baum gegeben. So habe ich gegessen. 13 Gott, der HERR, sprach zu der Frau: Was hast du getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt. So habe ich gegessen. 14 Da sprach Gott, der HERR, zur Schlange: Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch wirst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. 15 Und Feindschaft setze ich zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Er trifft dich am Kopf und du triffst ihn an der Ferse. 16 Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir und häufig wirst du schwanger werden. Unter Schmerzen gebierst du Kinder. Nach deinem Mann hast du Verlangen und er wird über dich herrschen. 17 Zum Menschen sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten hatte, davon nicht zu essen, ist der Erdboden deinetwegen verflucht. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens. 18 Dornen und Disteln lässt er dir wachsen und die Pflanzen des Feldes wirst du essen. 19 Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst; denn von ihm bist du genommen, Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück. 20 Der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva, Leben, denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen. 21 Gott, der HERR, machte dem Menschen und seiner Frau Gewänder von Fell und bekleidete sie damit. 22 Dann sprach Gott, der HERR: Siehe, der Mensch ist wie einer von uns geworden, dass er Gut und Böse erkennt. Aber jetzt soll er nicht seine Hand ausstrecken, um auch noch vom Baum des Lebens zu nehmen, davon zu essen und ewig zu leben. 23 Da schickte Gott, der HERR, ihn aus dem Garten Eden weg, damit er den Erdboden bearbeite, von dem er genommen war. 24 Er vertrieb den Menschen und ließ östlich vom Garten Eden die Kerubim wohnen und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten. (1 Mose, 3)

Aufgabe 3: Beantworte folgende Fragen, Überschrift: "Der Sündenfall"
  1. Welches Tier verführte Adam und Eva dazu, den verbotenen Apfel zu essen? Womit lockte es, was würde geschehen?
  2. Was sind die „Strafen“ oder die Konsequenzen, die über die Menschen ausgesprochen werden?

c) die „Todsünden“

Die Paradieserzählung eröffnet also, dass wir Menschen uns selbst uns das Leben schwer machen, weil wir nach Erkenntnis streben, so wie Gott sein wollen und „Gut und Böse“ unterscheiden wollen.

Mit dem Wort „Sünde“ meinen wir von je her selbstverschuldetes Leiden, das wir uns selbst oder anderen zufügen. Mit den „7 Todsünden“, die sogar im Film „Charlie und die Schokoladenfabrik“ behandelt werden, wird vor einigen persönlichen „Fallen“ gewarnt:

  1. Superbia
  2. Avaritia
  3. Luxuria
  4. Ira
  5. Gula
  6. Invidia
  7. Acedia

Wenn wir uns von diesen 7 Gefühlen leiten lassen, „vergiften“ wir unser eigenes Leben und erzeugen Leid – das ist gemeint.

Aufgabe 4: Überschrift "die 7 Todsünden", schreibe die 7 lateinische Begriffe in dein Heft und Recherchiere deren Bedeutung. Notiere.

d) ein böser Gegenspieler?

In dieser Paradieserzählung begegnen wir zum ersten mal in der Bibel einem „Gegenspieler Gottes“, hier in Form einer Schlange. Solche Figuren tauchen in der Bibel öfters auf. Sie stellen Gott in Frage, verdrehen Wahrheiten (diabolikós = etwas, das durcheinander geworfen wurde), führen in Versuchung oder tauchen in der Apokalypse auf (Ende der Welt in der Johannes-Offenbarung, letzter Teil der Bibel).

Vom „gefallenen Engel“ (Luzifer) ist es nicht mehr weit zu Vorstellungen eines Teufels „mit sieben Häuptern und zehn Hörnern“. Nicht nur im Mittelalter war die Furcht vor so einem Teufel verbreitet, noch heute gibt es „Satanisten“, die diese mächtige Figur fürchten oder verehren. Wer es biblisch genauer wissen wil, kann hier nachlesen.

Um unsere menschliche Lebenswirklichkeit zwischen Licht und Dunkel abzubilden, hat die Literatur immer Bilder, Formen und Figuren erschaffen: Der Kampf von Gut und Böse – sicherlich kennst du das Epos „Star Wars“. Die Jedis und die dunkle Macht, Luke Skywalker gegen Darth Vader.

e) tröstliche Option: „Gottvertrauen“

Wie gehen wir dem „Bösen“, das Leiden erzeugt um? Hier mal ein paar Bibelzitate:

  • „Der Herr hat’s gegeben – der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt.“ (Hiob 1, 21) – hier kannst du einen Audiobeitrag über Hiob hören.
  • „Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“ (Jesus in Mt 6)
  • „Es gibt eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben…“ (der Prophet Kohelet in Prediger 3)

Oder wie wäre es mit diesem Gebet?

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. (Gebet von Reinhold Niebuhr)

Und was sagte Jesus im Moment seines Sterbens am Kreuz?

Und Jesus rief laut und sprach: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt, verschied er. (LK 23, 46)

Und was dichtete Dietrich Bonhoeffer, der von den Nazis eingesperrt wurde und auf seine Hinrichtung durch Erschießen warten musste? Hier kannst du sein Gedicht als Lied hören: Von guten Mächten wunderbar geborgen

Von guten Mächten treu und still umgeben
Behütet und getröstet wunderbar
So will ich diese Tage mit euch leben
Und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das Alte unsre Herzen quälen
Noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
Das Heil, für das du uns bereitet hast.

Von guten Mächten wunderbar geborgen
Erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
Des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand
So nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
Aus deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
An dieser Welt und ihrer Sonne Glanz
Dann wolln wir des Vergangenen gedenken
Und dann gehört dir unser Leben ganz.

Von guten Mächten wunderbar geborgen
Erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen
Die du in unsre Dunkelheit gebracht
Führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Von guten Mächten wunderbar geborgen
Erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet
So lass uns hören jenen vollen Klang
Der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet
All deiner Kinder hohen Lobgesang.

Aufgabe 5: Du hast Bibelzitate, ein Gebet und ein Lied kennen gelernt. Welches davon spricht dich am meisten an? Überschrift: "tröstliche Option: Gottvertrauen".

2. philosophische Betrachtungen des „Bösen“

Während die Religionen „das Böses“ in ihren Geschichten zu ergründen versuchen und die Hoffnung und das Gottvertrauen entgegensetzen, gehen die Philosophen mit nüchternem Verstand zu Werke.

a) Das „Böse“ ist eine menschliche Wertung unangenehmer Bedingungen

Krankheit, Tod und Naturkatastrophen gehören wie Naturgesetze zum Leben dazu genauso wie Gesundheit, Leben und die schönen Seiten der Natur.

Die Daoisten (chin. Religion) nennen dies das Prinzip von Yin und Yang. Beides gehört zusammen im kosmischen Gesetz. Darin gibt es kein „Gut“ oder „Böse“. Wie zwei Seiten einer Münze gehört das Angenehme und das Unangenehme zusammen.

Wir sind es selbst, die in „angenehm“ und „unangenehm“ unterscheiden. Es wird empfohlen, beide Seiten mit Gleichmut zu betrachten und zu akzeptieren, ohne Wertung. Das ist eigentlich etwas, was alle großen Weisheitslehrer weitergeben: Gleichmut, Gelassenheit und Akzeptanz.

Sagt das nicht auch die Paradieserzählung? Wer zwischen „Gut und Böse“ unterscheiden will, erzeugt Leiden und muss das „Paradies“ verlassen.

b) Das „Böse“ ist eine Folge der menschlichen Freiheit, Böses zu tun

Die Gesetze des Lebens zu aktzeptieren ist das eine, mit menschlichen Boshaftigkeiten, die Leiden erzeugen umzugehen, ist das andere.

Wir Menschen haben die Freiheit, Gutes zu tun oder eben auch Ungutes. Das Nachdenken über gutes und richtiges Handeln, nennt man übrigens Ethik. Der Mensch kann sich ethisch verhalten, oder eben auch nicht.

Ethik ist am Wohlergehen aller interessiert und möchte Leiden verringern. Und hier treffen sich Philosophen und Christen: Es ist wichtig, dass wir alle einen Beitrag für das Gute, Wahre und Schöne leisten.